Der Begriff konstruktive Bildkritik gehört in Webforen zum Thema Fotografie wie das Ei zum Huhn. Immer wieder werden Versuche unternommen, solche Kritik zu beleben und Strukturen zu erschaffen, welche sie fördert. Das Ergebniss hingegen ist meist recht kurzlebig und wenig befriedigend.
Je nach Auffassung kann alles was geschieht als Kritik verstanden werden. Stelle ich in der fotocommunity ein Bild ein und das Bild kriegt keine Beachtung, so lässt sich auch diese Situation analisieren und eine Erkenntnis drängt sich geradezu auf: falscher Zeitpunkt, falsches Publikum, falsche Plattform, sie sehen wie das geht.
Hingegen ist eine Kritik, welche konkrete Aussagen zum Bild macht nicht einfach anzubringen oder dann gleich zu einfach.
Die einfache Situation ist Kritik an einem technisch schlechten Bild, da lässt sich prima die Technik kritisieren: mehr Kontrast bitte, den Horizont gerade richten, bitte auf der Scannerscheibe Staub wischen. Der Vorteil für den Kritiker besteht darin, dass man derart eine Aussage zum Bild sauber umgeht. Andererseits ist solche Kritik aber auch nutzlos, die angesprochenen technischen Aspekte kann der Fotograf selbst erkennen, resp. wenn er sie nicht wahrnimmt war er unaufmerksam, oder schlimmer noch, uninteressiert.
Wie sieht die Sache aus, wenn wir uns auf gestalterische Aspekte konzentrieren?
Nehmen wir an, eine Blume ziert das Bild, schön fotografiert von oben, sauber mittig ausgerichtet, von der hochstehenden Mittagssonne grosszügig ausgeleuchtet und der Hintergrund belebt das Bild mit vielen Details. Zu Bildeinteilung, Licht und Konzentration auf das Hauptmotiv lässt sich da doch schon einiges sagen. Auch der Bildautor wird sich dann dahingehend äussern, dass das Bild den interesselosen Blick des durstigen Wanderers thematisiert und die Art der Gestaltung durch ihren Grad an Authentizität geradezu ein neues Zeitalter der Straigth-Fotografie einläutet. Wie konnte solche Genialität übersehen werden?
So gehen wir also weiter zur nächsten Kritik-Ebene, wir äussern uns zu den Inhalten und schreiben fortan schönes Motiv – wohlbemerkt, nicht Bild … dies könnte ja schon fast irrtümlich als eine Aussage zum Gezeigten missinterpretiert werden, was wir ja geflissentlich verhindern wollen. Somit müssen wir auch anerkennen, dass all diese kurzsilbigen Kommentare nicht den Ausdruck eines Fotografen in den eigenen Anfängen darstellen, sondern denjenigen eines Kritikers mit reichem Erfahrungsschatz.
Das Unternehmen Bildkritik scheint schon von Anfang an nicht aussichtreich und wir sollten es in Zukunft unterlassen. Oder wir untersuchen den unbefriedigenden Vorgang etwas genauer um Wege abzuleiten, deren Verläufe erfolgversprechender erscheinen. Darum möchte ich hier in der nächsten Zeit ein paar unzusammenhängende Artikel mit Gedanken zum Thema Bildkritik, Bildbesprechung und Fotoportalen äussern.
Gruss
Andreas