Harald Mante

Wenn man sich mit Büchern zur fotografischen Gestaltung beschäftigt sollte ein Name nicht fehlen: Harald Mante.
Die gestalterischen Ideen des Bauhaus, namentlich von Johannes Itten und Wassily Kandinsky (und sicher auch noch anderen) wurden von Harald Mante in die Fotografie übertragen. Derart entstand eine Reihe von Fotobüchern, welche sich nicht mit den Themen Kamera, Blende und Dunkelkammer bechäftigten, sondern mit Farbkontrasten, Punkten, Linien und Bildeinteilungen.
Es ist eine spezielle Art über Bilder zu denken. Auch wenn es in letzter Zeit um Harald Mante etwas ruhiger geworden ist, er hat sicher mehr als eine Generation Fotografen äusserst nachhaltig beeinflusst, inklusive mir. Die Lektüre seiner Bücher kann ich wärmstens empfehlen.

Im Laufe der Zeit sind viele gute Bücher von Harald Mante erschienen, mit ähnlichem Inhalt zwar, zumeist ist eine Erweiterung oder eine Entwicklung in der Themenaufbereitung auszumachen.

   

Welches also?

Ich würde mich für dieses entscheiden, wenn es denn nur eines sein sollte:
Harald Mante, Das Foto
Verlag Fotografie, ISBN 3-933131-56-1

Harald Mante, Motive kreativ nutzen
Verlag Fotografie, ISBN 3-7231-0054-6
Ähnlich wie «das Foto» – wäre eine Alternative dazu.

Harald Mante / Josef H. Neumann, Objektive kreativ nutzen
Verlag Fotografie, ISBN 3-7231-6400-5
Meiner Meinung nach nicht gerade «das Buch» von Mante. Er hat viel zu sagen, es ist jedoch keine gute Idee, die Brennweite als fortschreitenden roten Faden zu nehmen, um seine Message daran auszurichten.

Gruss
Andreas

Ein paar Bücher für die Bildgestaltung

Ein paar Bücher zum Thema Gestaltung in der Fotografie …

Joe McNally,
Der entscheidende Moment, Ein Weltklasse-Fotograf packt aus
Addison-Wesley Verlag, ISBN: 978-3-8273-2693-8

McNally erläutert Anhand von Bild-Beispielen in kurzen Abschnitten, wie er zu seinen Bildern kommt. Seine Gedanken kreisen weitgehend um die Themen «Licht» und «Was unternehme ich, um trotz widrigen Umständen das Bild machen zu können». Technik? Ja kommt auch vor – in Form von «man nutzt sie». Ein schönes Buch, manch ein Amateur dürfte damit unsanfte in der Realität landen – was für das künftige Schaffen ganz nützlich sein kann.

Art Wolfe und Martha Hill,
Natur Fotografie
Christian Verlag, ISBN 3-88472-277-8

Bilder und die Gedanken dazu aus der Sicht des Fotografen (Art Wolfe) und der Bildredakteurin (Martha Hill). Einige Kapitel als Beispiele: Das Herausarbeiten des Motivs – Die Kraft der Farbe – Die Bedeutung des Lichts. Empfehlenswert.

Rudolf Arnheim,
Die Macht der Mitte
Dumont Literatur und Kunst-Verlag, ISBN 3-7701-3712-4

Untertitel: Eine Kompositionslehre der bildenden Künste. Manchmal sucht man «mehr» und findet in Fotografiebüchern nichts mehr. Dann sollte man ausweichen. Der Einstieg ins Buch ist etwas steinig, der Autor sicher kein begnadeter Unterhalter, die Sache ist es aber wert, auch wenn es nicht spezifisch um Fotografie geht.

Gruss
Andreas

Wie wende ich «Punkt und Linie» in der Fotografie an?

Aus einem Email:

Was mir noch nicht klar ist, wie mir das alles in der Fotografie weiter hilft. […]
Würde ich an visueller Agnosie leiden, würde ich nicht Menschen auf dem Trottoir gehen sehen, sondern Striche. Auf der Strasse würde ich nicht Autos und Busse sehen, sondern dicke und grosse Flecken. Aber das ist bei mir zum Glück nicht der Fall.

Um es direkt zu sagen: Ich weiss selbst nicht genau, wie das Wissen um die Gestaltung praktisch angewandt wird. Persönlich gestalte ich kaum je ein Bild indem ich Gestaltungswissen bewusst abrufe und abarbeite, ich habe diesbezüglich keine ausformulierte Checkliste. Trotzdem bin der Überzeugung, dass das Wissen um die Gestaltung mich beeinflusst.

Harals Mante sagt dazu:

Das Wissen um die Gestaltungsmittel sollte total verinnerlicht sein und bei der praktischen Arbeit aus dem Unterbewusstsein, also sozusagen «aus dem Bauch heraus» Einfluss nehmen.

Die Frage kann also auch lauten: Wie kommt das Wissen in den Bauch?

Ein paar Gedanken:

  • Wenn wir einen einzelnen Aspekt der Gestaltung hervorheben und ihn bei Lichte betrachten, so mag er uns in der Tat sinnbefreit erscheinen. Innerhalb des Gefüges «Gestaltung» nimmt das Element jedoch eine Funktion war, gleichermassen wie Zahnräder alleine auch nicht viel bewirken und erst innerhalb eines Uhrwerkes ihren Sinn erhalten.
  • Punkt und Linie sind daher auch nur zwei Elemente unter vielen, welche wir ordnen mit dem Ziel, einen Überblick zum Thema Gestaltung zu erhalten.
  • Haben wir eine minimale Ordnung geschaffen, so beginnen wir damit zu spielen. Wir probieren aus, was innerhalb dieser errichteten Ordnung möglich ist. Wir sind jetzt also da angelangt, wo der abgeklärte Gestalter uns erklärt, Regeln seien zum Brechen da.
  • Um mit der Gestaltung zu spielen müssen wir imstande sein, uns unser Bild zu denken, oft spricht man von Prävisualisierung.

Wir sollten also etwas vorhersehen: Vorerst ist zu erkennen, welche Motive sich für eine Aufgabe lohnen. Sobald wir das potentielle Motiv durch den Sucher betrachten beginnt die Gestaltung: Ich verwende dafür gerne den Begriff «das Bild aufräumen», Ordnung machen in der Bildfläche. Wir müssen also das im Motiv enthaltene potentielle Bild sehen. Dies ist durchaus ein aktiver Vorgang, auch wenn er nicht analytisch durchgeführt wird. Wir bewerten das Sucherbild, erkennen was gut ist und welche Möglichkeiten zur Optimierung bestehen. Wir gestalten Grössenverhältnisse, Einteilungen und Proportionen, Farbverhältnisse und Tonwerte. Aber auch: findet sich zuviel oder zuwenig im Bild, kann ich ein zusätzliches Element aus- oder einschliessen, anschneiden, überschneiden.

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Karen Ostertag schreibt in ihrem Buch «Fotokomposition» von einem vermittelbaren Sehtraining:

Das Sehtraining selbst, ist einmal der Einstieg gefunden, ist ein Prozess, der lebenslänglich andauert. Er unterliegt einer unbemerkten Verselbständigung, so dass seine Entwicklung später beinahe unbeeinflussbar fortdauert.

Diese Verselbständigung durch Interesse, Übung und Experiment dürfte der Vorgang sein, welcher im Laufe der Zeit einen Teil des Gestaltungswissens in unserem Bauch respektive Unterbewusstsein verankert. Verankern wird sich was funktioniert, dies wird man immer wieder anwenden, aber auch was nicht erfolgsversprechend ist, dies wird man künftig meiden. Daraus entwickelt sich wohl zusehends auch ein eigener fotografischer Stil.

Noch ein paar Worte zum Überblick betreffend Bildgestaltung. Bildgestaltung kennt mehrere Baustellen:

  • Auf der Ebene der Wahrnehmung gestalten wir das Bild so, dass es unserer Wahrnehmung entgegenkommt. Stichworte dazu ist all dies worauf Bildgestaltung oftmals gerne reduziert wird: Farbe, Grösse, Kontrast, Klarheit, Prägnanz. Dies ist die Kategorie worin auch Punkt und Linie zu finden ist.
  • Auf der Ebene der Information übermitteln wir einen Inhalt.
  • Und nicht selten möchten wir auch, dass der Betrachter von unserer Message ergriffen wird oder sie ihn zum Handeln verleitet (z.B. kauf mich!). Wir stochern gestalterisch also auch in den Emotionen des Betrachters herum.

So gesehen, Punkt und Linie bringen uns fotografisch noch nicht viel, unmittelbar und direkt anwenden tun wir sie vermutlich auch nicht, aber sie sind immerhin ein guter Anfang einer wünschenswerten Entwicklung.

Gruss
Andreas

Wenn wir wissen warum wir fotografieren …

Betreffend der letzten beiden Postings zur Bildgestaltung fielen viele Worte. Die Frage tauchte auf:

Wenn wir wissen «Warum» wir fotografieren, wissen wir dann auch «Wie» wir Fotografieren müssen?

Es ist eine Frage nach der Motivation, gleich wir auch der Kriminalist nach dem Motiv fragt. Anhand eines Beispiels: In den Kommentaren wurden Hochzeitsbilder angesprochen.

Weshalb fotografieren wir eine Hochzeit? Weil diejenigen, welche heiraten, Hochzeitsbilder wollen.
Wie fotografieren wir? Möglichst so, dass die Bilder als Beleg für eine gelungene Hochzeit dienen, dass die anwesenden Personen sich erkennen. Die Bilder haben also einen Zweck.
Auch nach den Zeichen wurde gefragt. Sicher mal die ganzen Rituale, das übliche im Rahmen der Hochzeitsfotografie und dann alles danach.
Aber es gibt ein viel subtileres Zeichen. Ich hatte mal die Gelegenheit, einen Vortrag des Hochzeitfotografen Jeff Ascough mitverfolgen zu dürfen. Er sprach vorallem sehr viel über Licht. Sinnigerweise gehört Licht und Kirche zusammen – und so nehmen wir also Licht in Form des farbenen Kirchenfenster in den unscharfen Hintergrund des Bildes. Wenn wir jetzt die Bilder von Jeff Ascough betrachten fällt uns das Licht überall auf.

Gruss
Andreas

Bilder nehmen …

never have taken a picture I’ve intended. They’re always better or worse. (Diane Arbus)

Wie lernen wir Bildgestaltung? war die Ausgangsfrage beim letzten Posting – Die Bildgestaltung kann aus unterschiedlicher Perspektive wahrgenommen werden, in den Kommentaren zu besagtem Posting wird – bildlich gesprochen – um das Bild herumgestanden und die Sicht aus unterschiedlicher Richtung präsentiert.

Die Frage die sich für mich stellt: Sind die Ansichten kompatibel – und falls ja, ergibt sich daraus eine Gesamtsicht?

Hier möchte ich vorerst auf zwei Punkte eingehen, welche meiner Meinung nach miteinander verknüpft sind.

Eine Ansicht ist diese: Für den nicht inszenierenden Fotografen ist das Bild durch die Realität bereits gestaltet, es eröffnen sich genau die beiden Möglichkeiten Bild nehmen resp. sein lassen. Hierin liegt eine Differenz zwischen Malern und Fotografen. Während der Maler die Realität nicht so braucht wie er sie ins Bild malt, ist der Fotograf angewissen auf ein exaktes Motiv, zumindest wenn man davon ausgeht, dass er nicht nachträglich am Bild herummontieren will (was dann wiederum eher der Malerei entsprechen würde).

Ein weiterer Einwand: Beim Blick durch den Sucher eröffnen sich dem Blick nicht geometrisch abstrakte Linien, Formen und Punkte, sondern reale Köpfe, Bäume oder was auch immer – sie wissen was gemeint ist.

Die beiden Argumente vereinen sich in diesem Satz:

Was, wenn ich herausfinde, dass ich zwei Menschen – gedacht als Punkte – gar nicht frei Anordnen kann, weil meine Kamera keinen Mensch-Move-Knopf hat?

Eine berechtigte Frage – sollten wir da nicht alle die Sinnlosigkeit unserer Tätigkeit einsehen und das Fotografieren einstellen? Was sie vorhaben weiss ich nicht – für meine Person kann ich sagen, dass ich gelernt habe sinnlose Tätigkeiten zu schätzen (auch in Anbetracht dessen was uns oftmals als sinnvoll vorgestellt wird).

Es ist natürlich richtig dass alles schon arrangiert ist und wir die Bilder nur nehmen. Die Welt ist eine grosse Szenerie und der Fotograf entnimmt ihr kleine Ausschnitte als Bilder. Der kreative Vorgang ist deshalb auch eher eine Bildauswahl als eine Bildgestaltung. Der Fotograf malt nicht, er wählt aus, reduziert, räumt auf. Der Vorgang reduziert sich auch nicht auf die Zeit vor dem Auslösen – er beginnt vor dem Blick durch den Sucher, geht über das Auslösen hinweg zum nächsten Bild und hört nicht auf wenn die Kamera weggelegt wird. Das anschliessende Sortieren der Bilder gehört dazu.
Zuerst will das Motiv als potentielles Bild erkannt werden – in vielen Fällen schreit das Motiv nicht und der Fotograf muss es selbst erkennen – es gibt hier natürlich Ausnahmen (Wegweiser: Photo Look Out). Ist es klein genug kann sich der Fotograf um das Motiv herumbewegen, es aus unterschiedlichster Perspektive betrachten – durch den Sucher betrachten – weiter weg oder näher hingehen, die Schärfe und deren Tiefe festlegen und den Bildwinkel ändern. Derart tastet sich der Fotograf an das Bild heran – sein Näherkommen wird er intuitiv fühlen. Dann ist das Bild fast da, jetzt wird noch verfeinert. Hier kommt meines Erachtens nach die klassische «Bildgestaltung» ins Spiel. Sobald man sich auf sie achtet sind plötzlich all deren Aspekte da. Hier kriegt die Gestaltung einen handwerklichen Touch. Die Linien werden gerichtet, nochmals auf störende Elemente geachtet, der genaue Auschnitt bestimmt.

Eines der wirkungsvollsten Mittel um Bilder nachträglich zu verbessern ist dann auch der Bildausschnitt – er macht fertig was wir bei der Aufnahme zuwenig genau abgewogen hatten. Den Standort können wir derart zwar nicht mehr ändern, mehr zeigen geht auch nicht mehr, aber erfahrungsgemäss wird eher zuviel mitfotografiert als zuwenig.

Das andere nachträgliche Gestaltungsmittel ist die Selektion. Hier besteht nochmals die Gelegenheit zu entscheiden, welchen Teil wir stellvertretend für das Ganze stehen lassen wollen.

Gruss
Andreas

Fotografieren mit oder trotz Regeln?

Wie wendet man Kompositionsregeln beim Fotografieren an? Diese dürfte immer dann eine zentrale Fragen sein wenn Bücher oder Webseiten zum Thema Bildgestaltung gelesen werden.
Wenn ich mir das eigene diesbezügliche Vorgehen beim Fotografieren überlege komme ich zum Schluss, dass ich diese Regeln beim Fotografieren nicht im eigentlichen Sinne anwende. Ihren Nutzen entwickeln diese Kompositionsregeln eher indem ich über sie nachdenkte wenn ich nicht am Fotografieren bin, mir jedoch von den einzelnen Fragestellungen dies sich dazu ergeben versuche einen Begriff zu machen.

Ein paar Kurzgedanken dazu:

  • Um über eine Sache nachzudenken muss man sich dazu einen Begriff machen, resp. davon einen Begriff haben.
  • Es lässt sich nicht denken wovon man keinen Begriff hat.
  • Der gemachte Begriff stellt eine Abstrahierung dar. Wird der Begriff verwendet, so stehen dahinter jeweils das ganze Set einzelner Bedeutungen, welches zu eben diesem Begriff führte und fortan zusammen diesen Begriff ausmacht.
  • Die Sprache entscheidet somit, wie und worüber wir denken.

Ein Beispiel um diese zu verdeutlichen: Ich hatte mal einen Chef, welcher gerne mit Kunden ins Labor kam und jeweils die Aufgabe stellte: «Erklären sie in einem Satz was sie hier machen». Diese Aufgabe konnte meinerseits auf zwei Arten nicht erfüllt werden:

  • Die erste Möglichkeit bestand in der Verwendeung von Fachbegriffen, bekanntlich lassen sich mit den richtigen Begriffen auch komplexere Zusammenhänge in einfachen Sätzen darstellen. Das Problem bestand darin, das Fachbegriff mit der fachgebietspezifischen Art des Denkens verknüpft sind und deshalb nur innerhalb des Fachgebiets verstanden werden.
  • Die andere Möglichkeit des Misserfolgs bestand darin, die notwendigen Zusammenhänge in der Antwort ebenfalls kurz anklingen zu lassen und dadurch den vorgegebenen Rahmen zu sprengen.
  • Was der Chef nie erfuhr: Es gab noch eine dritte Art, die Aufgabe nicht zu erfüllen. Ich verwendete jeweils Begriffe aus seiner Begriffswelt – er glaubte dann unter dem gesagten etwas zu verstehen und zog anschliessend weiter. Was im Labor vor sich ging erfuhr er nie.

Abstrahierungen wohnt die Gefahr inne, dass man das individuelle in ihnen vergisst und der Begriff sich von der realen Welt absetzt und verselbstständigt. Dies kann unbeabsichtigt geschehen, kann aber auch beabsichtigt sein, bei politisch korrekten Begriffen zum Beispiel, oder zur Vertuschung der wahren Verhältnisse (wie z.B. beim Begriff «Kollateralschaden»). Dies sind dann die unglücklichen Momente, wenn wir nicht mehr verstanden werden – siehe Finanzbranche – oder eine Theorie nicht mehr in Praxis umsetzen können – z.B. bei der fotografischen Bildgestaltung.

Zurück zur Fotografie also. Nehmen wir als Beispiel die ausgelutschteste aller Regeln, den goldenen Schnitt. Anwenden bedeutet in diesem Falle, irgendeinen Punkt im Motiv zu wählen und diesen irgendwo innerhalb des Bildes zu plazieren, dass sich irgendwelche Verhältnissen im goldenen Schnitt einstellen. Dies ist doch recht unspezifisch – es wird gleich noch unspezifischer wenn wir uns die Alternative offenhalten, den Punkt nicht nach diesen Verhältnissen zu plazieren. Wir können uns daran halten oder eben nicht – so gesehen gibt die Regel genau gar nichts vor. Der Verdienst dieser Regel besteht darin, dass sie einen Begriff als Einfallstor zu einem Fragenkomplex betreffend der Einteilung der Bildfläche, resp. zu geometrischen Verhältnissen innerhalb des Bildes liefert.

So gesehen: Der Aufbau des Fotografen erfolgt parallel mit dem Aufbau von fotografischen Begriffen, zu welchen der Fotograf sich Gedanken macht. Der erste Begriff mag vielleicht «Schärfe» sein – fortan gibt er sich Mühe ein scharfes Bild zu erzielen. Bei Porträts wird der Kopf aber weiterhin in der Mitte des Bildes zu liegen kommen, weil der Fotograf sich dazu noch keinen Gedanken macht. Später wird er aufmerksam auf die Bildeinteilung, beginnt auf die Höhe des Horizontes zu achten – gleichzeitig wird er diesen auch gleich gerade ausrichten – und das Gesicht im Bild wird erstmals gezielt plaziert. Dies bedeutet jetzt nicht, dass das Gesicht nicht in der Mitte des Bildes sein wird, aber falls dem so ist wurde es vom Fotografen so plaziert während es zuvor nur dort zu liegen kam.

So führt jeder Begriff zur Bildgestaltung zu einem zusätzlichen Element. Der Fotograf wird diese Elemente intuitiv anwenden, so wie er eine Sprache spricht ohne andauernd deren Grammatik in Gedanken zu verfolgen. Jeder gestalterische Begriff wird so zu einem Wort im gestalterischen Wortschatz. Gleichermassen wie wir beim Sprechen auch nicht versuchen jedes uns bekannte Wort möglichst zu verwenden, wenden wir für die Gestaltung eines Bildes diejenigen Elemente an, welche sich im Bildgefüge als passend erweisen und erkennen, wenn sich ein ungewolltes Element einschleicht.

Gruss
Andreas