Nie würden Sie ein Sommerkleid grau gestalten...

Farben haben verschiedene Wirkungen:

Psychologische Wirkung:

Farben haben eine psychologische Wirkung. Durch Erfahrungen in einer farbigen Welt entsteht ein verinnerlichter Kontext zwischen Gefühl und Farbe. Farben lösen damit automatisch und unbewusst Reaktionen aus. Die Zuordnung zwischen Farbe und psychologischer Wirkung ist meist sehr direkt. Beispiel: bei der Wahl zwischen einer roten und einer grünen Erdbeere wählen Sie die rote, die grüne betrachten wir als unreif.

Symbolische Wirkung:

Die symbolische Wirkung beruht auf unpersönlicher Erfahrung durch Überlieferung. Es handelt sich dabei zumeist um eine Verallgemeinerung, eine Abstraktion der psychologischen Wirkung.

Die Hoffnung ist grün, Hoffnung entsteht gegen Ende einer Entbehrung, am Ende des Winters, wenn der Frühling kommt. Dann keimt Hoffnung in den Herzen. Gelb und Grün hingegen ist der Neid. Leute die sich viel ärgern werden gallenkrank - die Galle ist gelbgrün. Neider werden grün vor Neid.

Kulturelle Wirkung:

Da verschieden Kulturen unterschiedliche Erfahrungen haben sind auch die Farbwirkungen nicht identisch. Für Europäer ist Grün mit der Landschaft verbunden, für Wüstenvölker gilt dies nicht. Grün wird dort mit dem Paradies assoziiert. Entsprechend ist Grün die heilige Farbe des Islam. Der altägyptische Gott Osiris hat eine grüne Hautfarbe. Viele Farbgebungen sind kulturelle Eigenheiten. Wenn jemand blau ist, dann ist er/sie betrunken wenn es sich dabei um eine deutschsprachige Person handelt. Ein blauer Engländer hingegen ist melancholisch.

In jeder Kultur ist die bedeutendste Farbe männlichen Eigenschaften zugeordnet.

Politische Wirkung:

Politische und religiöse Machtverhältnisse werden in Flaggen und Wappen signalisiert. Rot ist die Farbe der Revolution. Die Grundfarbe der Flaggen aller sozialistischen Staaten ist rot. Grün, die heilige Farbe des Islam, ist die Grundfarbe der Flaggen islamischer Staaten.

Traditionelle Wirkung:

Einige Farbzuordnungen erscheinen irrational. Weshalb steht Grün für giftig? Diese Farbwirkung beruht auf alten Verfahren der Farbgewinnung. Napoleon starb auf St.Helena angeblich an schleichender Arsenvergiftung. Grün war seine Lieblingsfarbe, zur Herstellung grüner Farbe wurde Arsen verwendet. In einer Liste giftiger Farbstoffe in Meyers Konversationslexikon von 1902-08 sind die meisten der giftigen Farbstoffe grüne Farbstoffe (zum Beispiel Aldehydgrün, Jodgrün, Methylgrün, Bittermandelölgrün...)

Kreative Wirkung:

Marsmännchen sind immer grün. Weshalb eigentlich? Die wenigsten werden Erfahrungen mit Marsmännchen haben. Die Schöpfung grüner Marsmännchen war ein kreativer Akt, die Farbgebung ist inzwischen zum Allgemeingut geworden.

Farbsymbolik

Die Farben von Hass.

Aufnahme aus dem Pavillon "Swisslove", aber
nicht die Farben von Liebe.

Mit Farbe ist also jede Menge Gefühl verbunden. Farben unterscheiden wir jedoch weniger als es Gefühle gibt. Somit stellt sich folgende bange Frage: Ist das Rot der Liebe identisch mit dem Rot des Hasses, Giftgrün identisch mit dem Grün der Hoffnung? Ja, wohl schon, weshalb auch nicht. Liebe oder Hass assoziiert sich sich jan nicht aufgrund einer einzelnen Farbe. An den Gefühlsassoziationen sind zumeist auch weitere Farben beteiligt und nicht zuletzt wohl auch die Darstellung respektive der Bildinhalt.

Hass ist nicht nur rot (47%), sondern auch schwarz (23%) und etwas grün (7%). Rot ist somit die Hauptfarbe, Schwarz und Grün sind die Nebenfarben.

Die %-Angaben entstammen dem Buch "Wie Farben wirken" von Eva Heller. Sie hat sich in einer gross angelegten Untersuchung der Frage von Farbwirkungen angenommen. Das Buch gilt zurecht als Standardwerk zu diesem Thema und ich empfehle es allen an dieser Thematik interessierten Lesern wärmstens (Wärme: 42% Rot, 23% Orange).

Welche Farbkombination entspricht jetzt eigentlich der Liebe? Gemäss den Erkenntnissen von Eva Heller ist dies Rot (70%) und Rosa (8%).

Nebenstehendes Bild wurde zwar im Pavillon Swisslove an der EXPO.02 aufgenommen, zeigt aber die Farbkombination von Wärme und nicht diejenige von Liebe, wie dies im Kontext zu erwarten wäre. Keinesfalls möchte ich jetzt dazu eine tiefenpsychologische Analyse.

Eva Heller gibt in ihrem Buch die Farbsymbolik von zweihundert Begriffen an, jeweils mit Angabe der prozentualen Anteile der einzelnen Farben, so wie sich diese aus ihrer Studie ergeben haben. Sie warnt selbst vor allzu exakter Festlegung der Anteile. Wenn ich in untenstehendem Text auf ihre Angaben zu den Farbkombinationen zurückgreife, so werde ich in den meisten Fällen falls überhaupt nur die wesentlichsten Nebenfarben nennen und die prozentualen Anteile nicht angeben. Für genauere Angaben sei hier auf ihr Buch verwiesen.

Blau

Die Gruppe der eindeutig blauen Farben ist tendenziell kühl und dunkel. Entsprechend wirken sie schwer und weichen zurück.

Blau steht für Ferne und Unendlichkeit. Verbunden mit Blau sind auch Begriffe wie Harmonie, Sympathie, Freundschaft, Vertrauen, Zuverlässigkeit und Treue.

Und gibt es eine bessere Farbe als Blau? Wählte sich nicht auch das Himmelsgewölbe blaue Seide zur Hülle? Wer blau ist wie der Himmel, bei dem sitzt die Sonne zu Gast. Dem Heliotrop gleicht er, der blauen Blume, welche die Inder Sonnenanbeterin heissen, weil sie ihr Antlitz immer der Sonne zugewandt hält. Sie verbirgt in der blauen Blüte ein Herz von Gold, das vom Himmelsfeuer ein Abglanz auf Erden ist.

(Nezāmī (um 1141-1209), Die sieben Geschichten der sieben Prinzessinnen, in der türkisblauen Merkurkuppel)

Blau ist die Farbe vieler Tugenden: Mut, Leistung, Sportlichkeit, Selbstständigkeit und Konzentration.

Selbst die negativen Bedeutungen werden als nicht allzu schwerwiegend eingestuft: "Das Blaue versprechen" ist nahe verwandt mit Phantasie. Klar Negativ hingegen ist die Symbolik für Lüge.

Blau ist mit Abstand die beliebteste Farbe, 40% der Männer und 36% der Frauen geben diese Farbe als Lieblingsfarbe an und kaum jemand bezeichnet sie als unbeliebteste Farbe.

Rot

Rote Farben sind warm und eher dunkel. Sie wirken deshalb auch schwer. Die Farbsymbolik von Rot ist geprägt von elementaren Erfahrungen: Blut und Feuer. Entsprechend steht Rot auch für die starken Gefühle Hass und Liebe.

Wie willst du weisse Lilien zu roten Rosen machen?
Küss eine weisse Galathee: Sie wird errötend lachen.

(Friedrich von Logau)

Die Farbsymbolik beinhaltet auf der positiven Seite als symbolische Abwandlung des Begriffes Blut die Lebenskraft. Daraus ergeben sich die Verbindungen von Rot zu Lebensfreude, Energie, Aktivität und Glück. Rot wird deshalb von der Werbern gerne beansprucht - dabei wird übersehen, dass Rot auf Distanz nicht wirkt, Rot hat eine schlechte Fernwirkung.

Gerät das Blut in Wallung, so spricht man von Leidenschaften. Die Begriffe: Leidenschaft, Liebe, Hass, Aufregung, Impulsivität, Wut und Zorn. Wird Liebe mit Sexualität assoziiert, so kommt Violett dazu, die Bedeutungen sind dann Sexualität, Erotik, Verführung und Wollust (eine der sieben Todsünden). Die Farbe des Blutes ist auch die Farbe des Krieges. Die Assoziationen dazu sind Aggressivität und Kraft. Rot ist die Farbe des römischen Kriegsgottes Mars.

Vom Feuer leiten sich die Symboliken Hitze, Wärme und Begierde ab. Feuer stellt eine Gefahr dar.

Diese elementare Erfahrung wird im Strassenverkehr angewandt: Rot ist die ultimative Aufforderung zum Anhalten bei der Ampel, wer sich nicht dranhält kommt mit dem Gesetz in Berührung, insbesondere mit dem physikalischen Gesetze des nichtelastischen Stosses. Rot ist also die Farbe des Verbotenen, als Ableitung davon auch des Unmoralischen.

Feuer (respektive Wärme) wirkt nur aus der Nähe, ebenso Rot. Verbunden mit dieser Eigenschaft ist die Symbolik für Nähe, Laut und Lärm.

Obwohl Rot als Komplementärfarbe zu Grün gilt (sachlich gesehen ist dies falsch), sind bezüglich Farbsymbolik und Empfinden eher die Farben Rot und Blau gegensätzlich.

Gelb

Gelb ist hell und warm, wirkt somit leicht und freundlich. Die unmittelbare Symbolik ist diejenige der Sonne und von Gold. Gelb steht für Licht, Erleuchtung, Optimismus, Aktivität und Heiterkeit. Was gelb ist und positiv eingeschätzt wird, wird im Sprachgebrauch golden genannt. Es ergibt sich daraus die goldene Sonne, goldenes Haar und goldene Ähren.

Auf der negativen Seite ist Gelb die Farbe allen Ärgers: Neid, Geiz, Eifersucht, Verlogenheit und Egoismus.

In China hat Gelb eine positive Symbolik. Gelb ist dort die Farbe des Ruhmes, der Weisheit, der Harmonie und der höchsten Kultur.

Gelb wird sehr leicht von anderen Farben beeinflusst. Jede Schattierung mit einer anderen Farbe macht sich sofort als Trübung bemerkbar. Gelb ist somit eine unsichere Farbe.
Gelb verträgt sich schlecht mit der Hautfarbe weisser Menschen. Wer Gelb trägt sieht alt und krank aus. So wie Papier vergilbt wird im Alter auch der Teint gelblich. Gelb ist konkret die Farbe des schlechten Aussehens, symbolisch des schlechten Ansehens. Die Geächteten mussten in vergangenen Zeiten gelbe Merkmale tragen. Die Nationalsozialisten zwangen die Juden zwecks Kennzeichnung einen gelben Davidstern zu tragen.

Fernwirkung:

Schwarze Schrift auf gelbem Grund hat die beste Fernwirkung. Die Farben für optimale Fernwirkung müssen sowohl bezüglich Umgebung als auch zwischen Zeichen und Untergrund in maximalem Kontrast stehen, der Grund soll zudem heller sein als die Schrift. Schwarze Schrift auf gelbem Grund erfüllt diese Aufgabe am besten. Der gelbe Grund hebt sich sowohl am Tag als auch des Nachts deutlich vom Himmel ab. Gelb-Schwarz ist sowohl ein starker Hell-Dunkel-Kontrast als auch ein Bunt-Unbunt-Kontrast, Zeichen und Untergrund trennen sich perfekt.

Absperrbänder und Warnhinweise, welche auf Distanz erkennbar sein müssen (zum Beispiel das Zeichen für Radioaktivität) sind schwarz-gelb gestaltet, aber auch Zebrastreifen, Schlechtwetterkleidung und Taxis.

Fernwirkung und Nahwirkung haben unterschiedliche Gesetzmässigkeiten. Die bei der Fernwirkung übermittelte Information ist knapp und möglichst deutlich gehalten, wesentlich ist vor allem deren Auffälligkeit. Für die Nahwirkung gilt, dass die Texte zumeist längere Aufmerksamkeit erfordern, Farbkontraste sind dabei eher störend. Schwarze Schrift auf weissem Grund ist bezüglich Nahwirkung ideal.

Grün

Aus der Erfahrung des Wachstums in der Natur ergibt sich Grün als Symbol für Natur, Natürlichkeit, Leben und Lebendigkeit. Grün ist der Gegensatz zu welk, dürr und abgestorben.

Grün ist auch die Farbe des Frühlings, dem Wiedererwachen der Natur. Irgendwie leiten sich daraus wohl auch die Symboliken für Hoffnung und beginnende Liebe ab.

Am liebsten aber sah er die Schöne in einem grünen Gewand, denn Grün tragen die Paradiesesmädchen und die Engel im Himmel. Grün ist die Farbe des Zypressenbaums und die der Saat auf den Feldern, und von allen Dingen verlangt die Seele am meisten nach Grün, welches das Auge aufleuchten lässt und die Melodie jeden Wachstums und das Zeichen jeden Gedeihen ist.

(Nezāmī (um 1141-1209), Die sieben Geschichten der sieben Prinzessinnen, in der grünen Mondkuppel)

Grün steht für Unreife und ableitend davon für Jugend, welche bekanntlich noch grün hinter den Ohren ist (engl. Greenhorn).

Auf der negativen Seite steht Grün für Gift und Ungeniessbarkeit. Viele grüne Farben waren früher sehr giftig. Auch negativ:

Zwischen den Polaritäten Rot und Blau ist Grün die neutrale Mitte. Rot wirkt nah, Blau wirkt fern, in der Mitte liegt Grün. Rot ist heiss, Blau ist kalt, Grün ist von angenehmer Temperatur. Rot ist trocken, Blau ist nass, Grün ist feucht. Rot ist aktiv, Blau ist passiv, Grün ist die beruhigende Mitte ohne zu ermüden. Grün steht somit auch für Ruhe, Erholung, Sicherheit und Toleranz. Goethe empfiehlt deshalb Tapeten in gedämpftem Grün. Ob ihm wohl jemand in dieser Ansicht gefolgt ist, mal abgesehen von Napoleon, welcher angeblich von grünen Tapeten schleichend vergiftet wurde?

Grün wird zu den kühlen Farben gezählt und ist gemäss Position auf dem Farbkreis eher hell. Das Aussehen von Grün ändert sich zwischen Tages- und Kunstlicht stärker als bei jeder anderen Farbe.

Violett

Violette Farben sind warm und dunkel. Sie wirken deshalb eher ruhig und tendieren in den Hintergrund.

In der Natur kommt Violett selten vor, die Farbnamen sind oft identisch mit den entsprechenden Blumen, "violett" heiss auf englisch das Veilchen.

Interessant ist die Nähe von Violett zu Gewalt. "violentia" steht im lateinischen für Gewalt, "violare" für schänden.

...she wore a ring of violet bruises,
they were pinned upon her arm...

(Aus dem Song "Bitter Suite" von Marillion)

Die Verbindung zu Gewalt entstand wahrscheinlich über den Purpur, Purpur ist die alte Herrscherfarbe. Violett steht deshalb auch für Macht. Violett ist eine liturgische Farbe und wird oftmals als Farbe des Klerus betrachtet.

Farblich trägt Violett immer die Aspekte der polaren Farben Blau und Rot. Violett steht für den Übergang, aber auch für Grenze und Phantasie. Sie ist eine Modefarbe, kurzlebig und vergänglich. Verbunden damit sind die Begriffe Extravaganz, das Originelle, das Unkonventionelle und Eitelkeit (eine der sieben Todsünden).

Da Violett in der Natur selten vorkommt wurde Violett zur Lieblingsfarbe des Jugendstils. Alles Natürliche wurde als kunstlos verachtet. Violett steht hier für Künstlichkeit und Unnatürlichkeit.

Ganz allgemein werden Mischfarben als zweideutig und unsachlich wahrgenommen, am zweideutigsten von allen ist Violett. Auch der Farbeindruck ändert sich mit dem Licht stark. Die Symbolik beinhaltet folgerichtig auch Zweideutigkeit, Unsachlichkeit, Täuschung und Untreue. Violett ist somit die Farbe der gemischten Gefühle.

Auch als Nebenfarbe bewirkt Violett tendenziell eine negative Symbolik:

Als Mischfarbe zwischen Blau und Rot wurde Violett in den siebziger Jahren zur Farbe der feministischen Bewegung und dadurch zur neuen Symbolfarbe der Weiblichkeit. Vielleicht fühlten sich die Frauen auch vom hilflosen Rosa eher karikiert als charakterisiert.

Orange

Orange ist hell und warm, wirkt leuchtend und eher leicht. Anders als Grün und Violett, welche die europäische Kultur als eigenständige Farben mit eigener Symbolik empfindet, ist Orange eine untergeordnete Mischfarbe geblieben.

If he can only perform good or only perform evil, then he is a clockwork orange—meaning that he has the appearance of an organism lovely with colour and juice but is in fact only a clockwork toy to be wound up by God or the Devil.

(Anthony Burgess, A Clockwork Orange)

Eine eigene Symbolik hat Orange erst in neuer Zeit gekriegt durch den exzessiven Einsatz dieser Farbe bei Plastikartikeln und in der Werbung zwecks erhöhter Sichtbarkeit. Orange wird jetzt mit aufdringlich und billig in Verbindung gebracht.

Assoziationen von Orange gibt es zu Vergnügen, zum Lustigen und zur Geselligkeit. Orange ist also auch im Bezug auf die Symbolik komplementär zu Blau, der Farbe des Geistigen, der Nachdenklichkeit und der Stille.

Wegen der Auffälligkeit von Orange dient diese Farbe als Sicherheitsfarbe. Strassenbauarbeiter tragen Orange, Behälter mit gefährlichem Inhalt (explosiv, giftig, ätzend...) sind orange gekennzeichnet. Mit Orange wird vor Gefahren gewarnt.

Positive Symbolik hat Orange im asiatischen Raum. Orange ist die Farbe des Wandels in der chinesischen Religion des Konfuzianismus. Im Buddhismus ist Orange die Farbe der Erleuchtung.

Schwarz

Schwarz ist die dunkelste aller Farben, von jeder anderen Farbe wird Schwarz überstrahlt. Eine schwarze Fläche wirkt deshalb kleiner als eine weisse Fläche gleicher Grösse. Ein schwarzer Raum wirkt beengend. Gleichzeitig wirken aber schwarze Objekte auch schwerer. Durch den starken Kontrast zur Umgebung wirkt schwarz auch eckig und hart. Die Eigenarten der Farbe übertragen sich auf die mutmasslichen Qualitäten des Objekts. Schwarze Gegenstände oder Flächen wirken deshalb beherrschend, im besten Fall elegant (Schwarz ist deshalb die Lieblingsfarbe vieler Designer). Wenn Schwarz nicht makellos ist, verliert es die Eleganz.Schwarze Kleidung wirkt abgrenzend, verleiht Würde. Die Wirkung konzentriert sich dann beim Menschen auf das Gesicht, das Zentrum der Individualität. Schwarz wurde zur Reformationszeit getragen. Die Existentialisten, die Anhänger Sartres, kleideten sich ebenfalls in schwarz (Juliette Greco umrandete sogar ihre Augen schwarz).

Richard: [...] Ich verlange viel für alles Schwarze - Trauben, Oliven, Johannisbeeren. Den Leuten gefällt es, wenn sie an den Tod gemahnt werden: Schwarze Speisen verzehren ist so, als würde man den Tod verschlingen, als würde man sagen: Haha, Tod, ich fresse dich auf... (eine lange unsichere Pause. Richard denkt, dass er vielleicht zu weit gegangen ist) Meinen Sie nicht auch? (Pause) Schwarze Trüffeln sind das Teuerste - und Kaviar: Tod und Geburt. Finden Sie es nicht passend, dass die teuersten Dinge schwarz sind?

(Der Koch (Richard Bohringer) auf die Frage, wie die Preise für die Gerichte kalkuliert würden. Aus dem Film "Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber" von Peter Greenaway)

Schwarz(59%), Grau(9%), Braun(7%) und Weiss (7%) stehen für das Ende, der Tod. Schwarz ist dort die Trauerfarbe, wo der Verlust des irdischen Lebens beklagt wird. Steht die Auferstehung im Vordergrund, so wird Schwarz nicht als Trauerfarbe gewählt.

Dunkelheit und Schmutz sind die spontansten Assoziationen zu Schwarz. Schwarz hat die Symbolik des schlechten und ist die Farbe der Negation. Mit Schwarz als wesentlicher Nebenfarbe führen die meisten Hauptfarben zu einer negativen Symbolik.

Schwarz ist beteiligt bei Symbolfarben für negative Gefühle. Schwarz und Grau steht für Einsamkeit und Bedrängnis.

Schwarz ist die Farbe faschistischer Ideale. Die Assoziationen dazu: Brutalität, Stärke, Bedrohung und Lärm.

Schwarz ist die Farbe des Unglücks. Diese geschehen vorzüglich an schwarzen Freitagen, ein Zeichen dafür sind schwarze Katzen, welche den Weg kreuzen (insbesondere von links) und der Verlierer erhält den "schwarzen Peter". Sind Sie ein Pechvogel und haben Sie eine Pechsträhne, so ist diese schwarz weil Pech Holzkohlenteer ist, furchtbar klebt und sich ekelhaft in die Länge zieht. Einzig der Kaminfeger bringt Ihnen Glück, womit bewiesen wäre, dass jede Farbe sowohl positive als auch negative Eigenschaften verkörpert.

Eine völlig andere Symbolik hat Schwarz in Afrika. Schwarz steht dort für Fruchtbarkeit, schwarze Erde ist fruchtbare Erde. Schwarz steht auch für Selbstbewusstsein. In Flaggen afrikanischer Staaten symbolisiert Schwarz das Volk. Das Freiheitssymbol Afrikas ist der schwarze, fünfgezackte Freiheitsstern (als roter Stern ist er das kommunistische Symbol).

Weiss

Weiss ist die vollkommenste aller Farben. Es gibt kaum einen Zusammenhang, in welchem Weiss eine negative Bedeutung hat. Die Assoziationen zu Weiss sind geprägt von Licht, Leuchten und vom göttlichen Weiss. Daraus ergeben sich für Weiss die Symboliken für das Vollkommene, das Ideale und das Gute, aber auch für Frömmigkeit und Glaube. In der katholischen Kirche darf ausserhalb der weissen Gottesdienste nur der Papst Weiss tragen, Weiss ist seine Rangfarbe.

Weitere Symboliken: Ewigkeit, Anfang, das Neue, Unschuld, Sauberkeit, Reinheit, das Leichte.

Das dunkle Meer
und ein Wildentenruf
im verschwommenen Weiss.

(Matsuo Bashō)

Weiss ist die Grundfarbe der Einfachheit und der Bescheidenheit. Nach der Popkultur der sechziger Jahre wurde Weiss zur Lieblingsfarbe der Designer.

Sachlichkeit, Funktionalität und emotionslose Reduktion standen im Zentrum der Gestaltung. Gerne stellte man sich dabei die Antike vor (weisse griechische Tempel, weisse Gewänder), im krassen Verkennen der Tatsache, dass diese zur ihrer Zeit wohl sehr farbig war.

Weiss ist dort die Trauerfarbe, wo die Reinkarnation im Zentrum der Trauer steht (Urchristen, Indien). Weiss drückt durch seine Schlichtheit den Verzicht auf Selbstdarstellung aus.

Grau

Grau ist abstrakt die Farbe aller trüben Gefühle. Goethes alter Faust wird von vier grauen Weibern besucht, es sind dies die Sorge, der Mangel, die Schuld und die Not. Grau ist auch die Farbe der Einsamkeit und wenn wunderts, des Alters. Grau steht für schlechte Charaktereigenschaften: Unfreundlichkeit, Gleichgültigkeit und Gefühllosigkeit.

Grau, teurer Freund, ist alle Theorie
Und grün des Lebens goldner Baum.

(Johann Wolfgang von Goethe, Faust I)

Ungeliebte Tugenden sind Grau wusste schon Goethe (er schon wieder) zu berichten. Die Tugenden: Pünktlichkeit und Nachdenklichkeit. 

Ungeliebte Tugenden sind Grau: "Grau, teurer Freund, ist alle Theorie und grün des Lebens goldner Baum." wusste schon Goethe (er schon wieder) zu berichten. Die Tugenden: Pünktlichkeit und Nachdenklichkeit.

Weniger Tugendhaft: Grau steht für Heimlichkeit, Grauzone und "nachts sind alle Katzen grau" (solange niemand davon weiss ist Verbotenes erlaubt) zeugen davon. Grau ist Mittelmass und Anpassung. Kombiniert mit unsympathischem Braun ergibt sich daraus die negativste Bedeutung: Dummheit und Faulheit.

Der symbolische Gegenpart zum immertrüben Grau ist Orange, als Farbe der Lebensfreude empfunden. Grau ist seriös bis spiessig, Orange unsicher und modisch. Nie würden Sie ein Sommerkleid grau gestalten.

Braun

Braun ist die unsympathische Farbe. Spontane Assoziationen sind Exkremente und Dreck, bei negativen Assoziationen zum Körperlichen steht Braun an erster Stelle. Braun ist unsympathisch, unerotisch und steht für Dummheit. Zwei Todsünden werden mit Braun symbolisiert: Faulheit und Völlerei/Unmässigkeit. Moralisch ist Braun klar schlechter beleumdet als Grau. Schwarz und Braun stehen für das Böse und das Schlechte.

Nicht die braune Brut ist die Gefahr, sondern das rote Gesindel.

(Jörg Haider, Der Standard, 5. Oktober 1990)

Positiv wird Braun als Raumfarbe wahrgenommen. Braun steht hier für Gemütlichkeit und Geborgenheit, mit Schwarz an erster Stelle wird daraus jedoch das Enge und das Schwere.

Braun ist auch die Farbe der stärksten Aromen, Braun symbolisiert das Aromatische, eine Priese Schwarz dazu und die Kombination steht für das Verdorbene.

Braun ist die Farbe des Welkens, des Absterbens. Braun ist die Farbe des Herbstes - Braun symbolisiert Vergänglichkeit.

Braun ist eine Mischfarbe, die Individualität der Grundfarben verschwindet darin aber völlig. Braun ist eine Nivellierung und steht deshalb auch für Spiessigkeit und Biederkeit.

Braun war die Farbe des Nationalsozialismus. Die Farbe war bei ihrer Wahl stark verbreitet, praktisch jedermann konnte somit die Farbe der Partei tragen ohne sich optisch umzugewöhnen, es war normal, braun zu tragen.

Farb-Form Zuordnungen

Von lehrenden Künstlern wurden Versuche unternommen, Farben und Formen einander zuzuordnen. Folgende Zuordnung wird proklamiert:

In der Fotografie dürfte eine solche Ordnung meines Erachtens nach kaum Bedeutung haben.

Off Topic: Der Lüscher Farbtest

Bei dieser engen Verbindung von Farbe und Gefühl muss nicht erstaunen, dass Psychologen versuchen, davon ausgehend auf den Menschen zu schliessen. Ein solcher Test ist der Lüscher-Farbtest. In der modernen Psychologie ist dieser nicht mehr anerkannt, zu vieldeutig sind die möglichen Interpretationen. Trotzdem findet sich immer wieder mal ein Personalchef, welcher anlässlich eines Bewerbungsgespräches auf zusätzliche Erkenntnisse hofft. Bei dieser Gelegenheit können Sie sowohl ihm als auch Ihnen eine Freude machen. 8 Farben sollen Sie bei diesem Test in eine Reihenfolge bringen. Sie sind aktiv, dynamisch, leidenschaftlich, zufrieden, harmonisch, durchsetzungsstark, beharrlich, optimistisch, vorwärts strebend, empfindungsfähig, kommunikationsbereit und lehnen Aggressivität ab. Folgende Reihe entspricht Ihnen genau:

Blau - Rot - Grün - Gelb - Violett - Grau - Braun - Schwarz

Man sollte sich bewusst sein, dass bei solchen Tests oftmals das Farbmuster nur unwesentlich von Interesse ist. Man interessiert sich eher dafür, wie lange der Proband braucht, um den Entscheid zu treffen und ob er dazu bewegt werden kann, die Farbfolge noch zu ändern (Sturheit).