Wenn wir wissen warum wir fotografieren …

Betreffend der letzten beiden Postings zur Bildgestaltung fielen viele Worte. Die Frage tauchte auf:

Wenn wir wissen «Warum» wir fotografieren, wissen wir dann auch «Wie» wir Fotografieren müssen?

Es ist eine Frage nach der Motivation, gleich wir auch der Kriminalist nach dem Motiv fragt. Anhand eines Beispiels: In den Kommentaren wurden Hochzeitsbilder angesprochen.

Weshalb fotografieren wir eine Hochzeit? Weil diejenigen, welche heiraten, Hochzeitsbilder wollen.
Wie fotografieren wir? Möglichst so, dass die Bilder als Beleg für eine gelungene Hochzeit dienen, dass die anwesenden Personen sich erkennen. Die Bilder haben also einen Zweck.
Auch nach den Zeichen wurde gefragt. Sicher mal die ganzen Rituale, das übliche im Rahmen der Hochzeitsfotografie und dann alles danach.
Aber es gibt ein viel subtileres Zeichen. Ich hatte mal die Gelegenheit, einen Vortrag des Hochzeitfotografen Jeff Ascough mitverfolgen zu dürfen. Er sprach vorallem sehr viel über Licht. Sinnigerweise gehört Licht und Kirche zusammen – und so nehmen wir also Licht in Form des farbenen Kirchenfenster in den unscharfen Hintergrund des Bildes. Wenn wir jetzt die Bilder von Jeff Ascough betrachten fällt uns das Licht überall auf.

Gruss
Andreas

18 thoughts on “Wenn wir wissen warum wir fotografieren …

  1. *Wenn wir wissen “Warum” wir fotografieren, wissen wir dann auch “Wie” wir Fotografieren müssen ?*

    Ich beziehe das «wie» immer noch auf den rein nicht-technischen Bereich des Stils bzw.
    Darstellung. Das Beispiel des Hochzeitsfotografen empfinde ich allerdings als etwas eher
    unglücklich da Ascough mit seinem Reportage-Stil wohl eine Ausnahme in diesem Genre ist.
    Mir gefallen die Fotos außerordentlich gut da sie die Stimmung des Augenblickes im Detail
    festhalten. Ich denke das Ascough nicht von Heute auf Morgen zu seinem «Wie» gefunden hat………..

  2. Deine Frage und der Hinweis auf das Licht bringen mich auf folgenden Gedankengang:

    Wenn ich mir bewusst mache, WARUM mein innerer Fotograf schreit «fotografieren, fotografieren!», weiss ich, WAS ich ausdrücken möchte und kann mir überlegen, WOMIT ich es ausdrücken kann und dann auch WIE ich es fotografieren muss.

    Kurzform: warum -> was -> womit -> wie.

    Und das Kreative? Ich vermute es kommt im Womit und Wie zum Tragen. Da dürfte sich dann auch die Spreu vom Weizen trennen.

    Es gibt ein paar Situationen, in denen ich gleich vom Warum zum Wie komme, weil ich aus Erfahrung weiss, was in diesen Situationen funktioniert. In allen anderen wird es aufwändiger aber auch interessanter.

    Licht ist für mich ein Element, dass manchmal ein Bild tragen kann. Meistens unterstützt es andere.

  3. *Er sprach vorallem sehr viel über Licht.*

    Ich würde dem durch HCB geprägten Begriff «des entscheidenden Augenblickes»
    weitaus mehr Gewichtung zusprechen. Gerade bei der Art wie Ascough fotografiert
    ist er mehr ein Betrachter als ein Regiesseur – sprich er findet seine Bilder beim
    Blick durch den Sucher statt sie durch Anweisungen zu komponieren. Das aber läßt
    ihm den Raum auf Stimmungen zu reagieren und diese einzufangen anstatt diese durch
    die üblichen Posen (Studioportrait) nachzustellen………..

  4. HCB ist ein hervorragender Beobachter und versteht es, das Beobachtete in schönen Bildern festzuhalten.

    Betrachte ich sein Portfolio fällt mir auf, dass es keine Bilder vom Brautpaar alleine im Sinne eines Brautpaarportraits enthält. Das Drumherum und die Braut in Unterwäsche scheinen ihn mehr zu interessieren, als das Brautpaar und die eigentliche Trauung.

    Der Hochzeitsfotograf Pieter van Impe (www.pietervanimpe.com/blog/) macht gerne Fotoshootings mit dem Brautpaar. Darin geht es ganz alleine um das Brautpaar und die Beziehung der beiden zueinander, abseits des Rummels der Hochzeit. Es sind sehr persöhnliche Bilder.
    Auch er macht Bilder vom Drumherum, aber auch sehr bewegende Bilder von der eigentlichen Zeremonie. Ich bewundere ihn.

  5. Als Fazit könnte man nun festhalten das uns der Stil die Mittel (Werkzeuge) aufnötigt.
    Damit ist der (eigene) Stil oder die zu erreichende Vision die Quelle für all das was
    danach kommt………….oder ?

  6. Was ich mit einer Fotografie ausdrücken möchte, kommt für mich vor den Überlegungen, wie ich dies ausdrücken könnte. Thema, Motiv und Betrachter sind für mich bestimmend, welchen Stil das Foto haben sollte.

    Ausser bei einem technikzentrierten Thema sind für mich die Werkzeuge lediglich dazu da, meine Bildidee umsetzen zu können.

    Fotografiere ich eine Hochzeit, so hat diese selbst einen Stil, der sich in den Kleidern, Dekorationen und Räumlichkeiten ausdrückt. Es wäre doch fatal, wenn ich mich diesem Stil fotografisch wiedersetzen würde.

    Die ursprüngliche Frage lautete:
    «Wenn wir wissen “Warum” wir fotografieren, wissen wir dann auch “Wie” wir Fotografieren müssen?»

    Angenommen, das «Wie» in der Frage betrifft nicht die Art des Vorgehens beim Fotografieren sondern mehr den gestalterischen Eindruck des Fotos. So sollte deren Stil doch nicht ändern, nur weil ich lediglich Erinnerungsfotos machen will. Unabhängig davon, warum wir fotografieren, sollten Thema, Motiv und Betrachter den zu wählenden Stil bestimmen.

  7. *Wenn wir wissen “Warum” wir fotografieren, wissen wir dann auch “Wie” wir Fotografieren müssen?*

    Das «Warum» war/ist für mich eine klare Selektionsentscheidung.
    Ich bin zu blöd zum schreiben und zu unbegabt um zu zeichen – da fiehl die Wahl auf die Fotofragie um nicht auszudrücken.
    Das «Wie» wurde beeinflusst/geprägt duch Bilder andere Fotografen deren Werke mich
    fasziniert haben Рaus diesem perșnlichen Mix wurde dann so etwas wie mein eigener Stil.
    Dieses wiederum führt mich schnurstracks zu meinem «Womit» – um das Thema abzurunden.
    Das allerdings ein sich veränderndes «Wie» zwangsweise auch ein sich änderndes «Womit» zur Folge hat freut wohl Handel & Industrie und wird wohl auch anderer
    Leute Geldbeutel leeren.
    Wenn ich also Jim Raketes Buch «1/8 Sekunde» in den Händen halte sehe ich mich
    schon einen angestaubten Tri-X Film in die alte Hasselblad fummeln und den Handbelichtungsmesser suchen – der MAC bleibt ausgeschaltet und Photoshop hat Heute erstmal Pause……………..

  8. @Randle P.
    Ich weiß «warum» ich fotografiere, deshalb weis ich aber noch nicht «wie» ich fotografiere, weil dies bei jedem Mal anderst sein kann.

    Das womit hat sich im Laufe der Zeit geändert klar, weil es eine Zeit gab in welcher den Einstieg erzwungen hat Kleinbildfilm viel schnell weg. DSLR waren dann aber noch unbezahlbar also kam eine kleine Digi her als die den GEist aufgab kam eine BRidge, weil DSLR immer noch zu teuer. Die BRidge ging in den Ruhestand als DSLR bezahlbar wurden und mich die Begrenzungen der Bridge zu sehr ärgerten. Also war das «womit» nicht gesteuert durch das «Warum» Das «wie» hat sich auf Grund der erweiterten Möglichkeiten gewandelt. Klar ist auch, das Handel &Industrie uns mit ihren Marketingstrategien nötigen wollen neueres Equipment zu kaufen. Doch langsam stärkt sich in mir der Rebell, welcher diese «beschleunigten» Produktzyklen, welche meist nur minimale Verbesserungen zur Vorgängerversion aufweisen, nicht mehr mitmachen will.
    Auch wenn es zugegebener Maßen manchmal schwer fällt.
    Also das «warum» sagt mir zwar schon «wie» (mit Kamera & Linse drauf)
    aber die Entscheidung «Wie» kann jedes Mal anderst ausfallen, wenn ich das «wie» als Gestaltungsfrage auffasse. Denn einmal kann es sein ich nehm ein Standardobjektiv, beim nächsten Mal ein Zoomobjektiv…. oder auch mal Makro.

    Ja manchen macht es wirklich noch Spaß mit den alten Schätzchen zu arbeiten.
    Wobei Jim Rakete dann eher aus der Anfangszeit der analogen Fotografie berichtet und wie unbedarft er zur Fotografie kam.
    Aber hier steht dann auch die BEreitschaft ein kleines Labor im bad einzurichten, damit man seine Filmchen selber ausbelichten kann. Macht sicher einen heiden Spaß, wenn man ein faible für dieses Thema hat.

  9. Es ist immer sehr erheiternd wenn man gerade jemanden fotografiert hat und er/sie
    sofort darauf fragt wie das Bild geworden ist und ich demjenigen dann die lederne Rückwand meiner Nikon F entgegenhalte und sage «irgendwie zu dunkel».

    Da ich hybrid arbeite – also auf Film fotografiere und später einscanne – dauert es
    immer einige Tage bis ein Resultat sichtbar wird. Die Kommentare sind unterschiedlich
    und reichen von «immer so scharf» bis «ungewöhnlich» oder «kann man da noch was retouchieren» ?

    «Nein, eben nicht» antworte ich dann – das Bild ist fertig wenn ich den Auslöser drücke
    und «mehr oder weniger als im Negativ wirst Du im Positiven auch nicht sehen».

    Das gefällt nicht allen – aber für mich ist es einfach ehrlicher in einer Zeit in der es
    immer schwerer wird den eigenen Augen zu trauen und sich alle Titelseiten und
    Werbeflyer höchstens noch durch das Label oder die Bildunterschrift unterscheiden.

  10. @Randle

    auch wenn du sonst dein Bild nicht veränderst. Beim Scannen findet eine Anpassung bestimmter Werte statt. Das einzige echte Orginal ist also dein Negativ.

    Wobei ich mich auch weigere rießigen EBV Aufwand zu treiben um das letzte aus meinen Bildern heraus zu holen. Oder übertrieben Schärfe zu produzieren. Kleine Standardkorrekturen (Kontrast, WB..) und dann is gut.
    Den meisten Spass hab ich doch beim drücken des Auslösers.
    Du hast nun dein «Wie» dargestellt. Wunderbar. Doch das «Warum» ist unglücklich dargestellt. Weil du nicht zeichnen kannst? Ist doch egal wenn du keine Bilder machen willst oder? «Warum» also willst du Bilder machen?

  11. Das Scanner eines Negatives verändert zuerst einmal überhaupt nichts.
    Selbst das negativ als «Orginal» oder referenz des Augenblickes ist nicht
    die komplette Wahrheit weil schon der Standpunkt und das Objektiv
    eine Aussage verändern oder beeinflussen kann.

    Mein «Warum» ist nur mit dem Blick auf das «Was» (ich fotografiere)
    zu beantworten. Somit würde eine These auch immer diesen Punkt
    für eine subjektive Stellungnahme mit einschließen.

    Klar soweit oder soll ich langsamer sprechen ?

  12. Hallo Randle

    Zitat: Klar soweit oder soll ich langsamer sprechen ?

    Warum so agressiv?

    Nun denn wir scheinen da komplett andere Zuordnungen zu haben.
    Für mich ist das «Warum» eine Frage, welche ich losgelöst vom «WAS» stellen und beantworten kann.

    Mit Blick auf das «Was» würde für mich dann zusammen hängen das «Wie» fotografiere ich. Und das hast du eigentlich ausführlich dargestellt.

  13. Text oder Bild – es besteht kein Unterschied so lange wir welche den «Stift»
    führen auch «verstanden» werden oder ?
    Die Technik alleine bedeutet nichts und hat sich seit der Zeit der ersten
    «Schmierereien» auf Höhlenwämden nur im Detail verändert.
    Wichtiger scheint mir die Botschaft die aus unserer Refelektion unseres
    subjektiven Selbst einer Masse (oder Gemeinschaft) vermittelt werden
    soll…………..wird ?

  14. Ich sehe es überhaupt nicht so, dass die Technik dabei unrelevant sei. Also, dass wir quasi für das Ergebnis fotografieren.
    Nein, es ist doch vielmehr die Tätigkeit des fotografierens.

    Kleiner Beweis : die Einen möchten ihre Technik so bequem, sicher usw wie möglich. Die Anderen (nun sehr Wenigen) haben Freude am «Weniger ist Mehr» und sehen das fotografieren nicht nur als schöpferische Tätigkeit, sondern auch als handwerkliche Tätigkeit, bei dem ihnen jeder Handgriff schon beinahe Inspiration ist.
    Die Facetten davon sind enorm zahlreich. Reichen von der 50Euro Digiknipse, über die ausgefeilte DSLR, über Lomo oder einer vollgepackten AF-SLR der letzren Generation bis hin zum an mechanischer Gerätschaft fasziniertem Fotografen und gleichsam betrifft dies auch die jeweilige Verarbeitungsmethode.
    Würde die Fotografie noch Spass machen, beständen Kameras aus einem 10x15x20 grossem Apparat mit lediglich einer Taste dieses Gerät würde es dermassen perfekt machen, dass wirklich keine Einstellungen vorgenommen werden müssten? Quasi ein einziges Kameramodell für alle?

    Die Fotografie beinhaltet doch verschiedene Aspekte. Die Beschäftigung damit, das fotografieren selber, und das Betrachten. Auch hier wiederum können die einzelnen Aspekte (über die einzeln schon ganze Bibliotheken geschreiben werden können) von Person zu Person ganz verschieden gewichtet sein. Bei mir zB überwiegt das fotografieren an sich die anderen und erster Aspekt (Beschäftigung damit) ist mir auch noch wichtiger als letzter (Betrachtung).

    So ist es mir auch nicht egal mit welcher Technik ich fotografiere. Nicht nur ob’s die Richtige, die passende und «Bessere» sein, nein, welche inspirierendere.
    Und da stellte ich fest, dass ich bei gleichem gestaltetem Ergebnis mit einer DSLR nicht die selbe Freude verspüre wie mit einer Analogen. Denn digital arbeite ich viel eher quasi «ergebnisorientiert», also direkt zum Foto hin – aber auch uninspirierter. Gäbe es keine Filme mehr, ich denke, ich würde aufhören zu fotografieren. Fotos können auch andere machen, aber Freude daran kann ich nur für mich selber verspüren.

    @ Randle : immer wieder amüsant wo man dich überall antrifft 🙂

  15. Hallo Andreas
    darf ich mal den Faden aufnehmen?

    Zitat Andreas:
    Sinnigerweise gehört Licht und Kirche zusammen – und so nehmen wir also Licht in Form des farbenen Kirchenfenster in den unscharfen Hintergrund des Bildes.
    Zitat Ende

    Ja da stimme ich dir zu. Aber warum gehört nur Licht und Kirche zusammen?
    Licht ist das alles bestimmende in der Fotografie. Und gerade das Flair bestimmter Lichtstimmungen einzufangen ist doch das was Fotografie so spannend macht oder? Warum willst du nur das farbige Kirchenfenster im HG haben? Wäre es nicht sinnvoller den sanften Schein der hereinfallenden Sonne, welche auf die Hände des Brautpaares leuchtet während sie die Ringe aufstecken? Die vereinten Hände mit den Ringen als Symbol einer Vereinigung welche weiter geht als man vordergründig sehen kann. Aber das sanfte auffunkeln der Ringe könnte doch einen strahlenden Hinweis geben.
    Sind solche Gedanken zu senil, oder träumen sie von einem Zauber des Lichtes welcher nicht nur ein Ereignis auf dem Bilde bannt sondern auch Spirit transportiert?`

    Nachdenkliche Grüße Thomas

    • Oh 🙂 ich will nicht «nur» das Kirchenfenster im Hintergrund haben – es soll hier nicht ausschliessend sein – eher geht es um die Suche nach einem Zeichen, das Kirchenfenster steht in diesem Sinne eben für die Kirche als Ganzes, welche in diesem Bild so nicht Platz hat. Das Fenster hat den Vorteil, dass es auch in der Unschärfe als solches ausmachbar ist.

      Noch kurz zum Zeichen: Das Licht als Glanz Gottes ist ein Gedanke der Neuplatonik, welcher bis heute nachklingt und sich wohl auch in den farbigen Kirchenfenstern manifestiert. Das Thema hatte ich auf meiner Webseite mal kurz gestreift.

      Gruss
      Andreas

  16. Hallo Andreas

    Zitat Andreas:
    Das Licht als Glanz Gottes ist ein Gedanke der Neuplatonik, welcher bis heute nachklingt und sich wohl auch in den farbigen Kirchenfenstern manifestiert.
    Zitat Ende

    Ich habe das gelesen. Doch mit Philosophie beschäftige ich mich gar nicht.
    Ich habe eher das Wunder der Natur und Schöpfung im Blick und seine Faszination. Und der Gedanke das Gott und Licht zusammen gehören ist schon etwas älter als Platon. Aber das sind andere Themen.
    Göthe war klar auch einer welcher gerne die Natur beobachtete aber alles im Kontext miteinander verstand. Deswegen bezog er in seiner Farbenlehre auch den Menschen mit ein.
    Mein Ansatz war aber, ganz unabhängig von Philosophie mir im Geiste eben meine Schilderung zu sehen und mir die Schönheit und Tiefe des Lichterspiels vorzustellen. Und nun werde ich mich auf die Suche begeben und sehen ob ich solche Bilder zu stande bekomme. I have a Dream.
    Gruss
    Thomas

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